Der Gundermann (Glechoma Hederacea) streckt zur Beltanezeit stolz sein Haupt empor. In meiner österreichischen Heimat nennt man ihn auch Gundelrebe. Dieser Name gefällt mir viel besser, denn für mich ist es eine sehr weibliche Pflanze.

In jedem Garten ist sie zu finden, sie schlängelt sich im Gras entlang, nicht umsonst nennt man sie auch Erdefeu. Ihre Herz- bis Nierenförmigen Blätter sind auch im Winter grün und im Frühjahr besonders schmackhaft. Das würzige, fast minzige Aroma ist eine Bereicherung für jede Wildkräuterküche. Sie schmeckt wunderbar in Aufläufen, Saucen, Limonaden, Neunkräutersuppe uvm. In Schokolade getunkt ergeben die Blätter eine wahre Delikatesse - Wiesen After Eight.

In der Volksheilkunde wird sie für alle eitrigen Erkrankungen oder alte und schlecht heilende Wunden verwendet. Daher leitet sich angeblich auch ihr Name ab, da Gund früher die Bezeichnung für Eiter war. Man sagt aber auch, dass die Gundelrebe Schwermetalle und Pestizide aus dem Körper leiten kann. Die ätherischen Öle helfen gut bei festsitzenden Husten. Die Gundelrebe besitzt auch eine entzündungshemmende Wirkung, die bei Wunden oder Entzündungen im Mundraum eine gute Hilfe ist.

Viele Geschichten werden rund um die Gundelrebe erzählt. Dieses kleine Kraut das auch Zaungucker genannt wird, spielte bei unseren Vorfahren eine große Rolle. Im Mittelalter als der Aberglaube noch präsent war, hatte die Gundelrebe eine enge Verbindung zum Milchzauber. Die Kühe und die Milch waren Lebensgrundlage und wenn die Tiere krank, die Milch schlecht war – dann gab es bestimmt eine Hexe die daran schuld war. Aber auch ein Gegenmittel und das war sehr oft die Gundelrebe. Im Frühjahr, wenn die Kühe auf die Weiden kamen wurde ihnen Gundelrebe gefüttert oder die Milch durch einen Gundelrebenkranz gemolken. Dies sollte verhindern, dass die Hexen die Milch rauben. Die Milchleistung wurde vielleicht tatsächlich besser, denn heute wissen wir, die Inhaltsstoffe der Gundelrebe regen die Milchproduktion an.

Die Pflanze galt seit jeher als große Schutzpflanze, nicht umsonst wächst sie bei den Menschen, da sie diese eben liebt und beschützt. Bei den Germanen war sie dem Wettergott Donar geweiht und sollte Schutz bieten vor Unwetter, Gewittern, Blitz und Donner. So wurde bei einem aufziehenden Gewitter mit Gundelrebe geräuchert und als Schutz vor Flüchen, Verwünschungen und schlechten Gedanken als Amulett oder in einem Pflanzenbeutel am Körper getragen.

Ein Kranz auf dem Kopf, geflochten aus Gundelrebe, getragen in der Walpurgisnacht sollte helfen Böses zu erkennen. Im Mittelalter hieß dies natürlich, die Hexen zu erkennen.
Die Gundelrebe besitzt durch ihre violette Farbe eine hohe Transformationskraft und Anbindung ans Kronenchakra (ebenfalls lila). Sie fördert die Hellsichtigkeit, öffnet unsere Sinneswahrnehmungen und schafft Verbindung zur beseelten Natur.
Somit kann ich mir gut vorstellen, dass bei diesem freudvollen, ausgelassenem, lustvollen Fest Beltane die Gundelrebe als Kranz getragen ihren Trägerinnen tiefe Einsichten, Verbindungen und ein ausgelassenes Fest beschert hat.

Ich wünsche euch eine wundervolle, lebensfrohe und ausgelassene Beltanezeit. Denn Beltane ist kein Fest, dass nur zu Vollmond oder zur Walpurgisnacht gefeiert werden kann. Beltane ist die Zeit, in der die Natur explodiert, der Sommer willkommen geheißen wird, alles Alte keine Kraft mehr hat und das kann man nicht nur in einer Nacht feiern – dafür haben wir zum Glück einige Wochen Zeit!